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Manuela García Aldana

»Militantes Audioarchiv – Die Proteste auf den Straßen Lateinamerikas«

2021
Tonarchiv
Konzept: Paz Ponce & Manuela García Aldana
Edition: Manuela García Aldana
Inhaltsquelle: Anonyme Audiospenden (Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Kuba, Ecuador, Peru)
0:24:27

Ein Klangstück, das auf partizipative Weise mit anonymen Spenden von Audios produziert wurde, die Momente von Protesten im öffentlichen Raum verschiedener lateinamerikanischer Städte aufzeichnen. Diese vom Traumbüro als Audioguide konzipierte Museumsressource besteht aus Material, das sich mit der Klangdimension der Revolten und Proteste befasst und zum Ausstellungsrundgang eine transnationale Landschaft von “Aufständen der Stimme” zusammenstellt, die seit Herbst 2019 als Welle der sozialen Empörung den lateinamerikanischen Kontinent bereist und das Versagen des Staatssystems aufzeigt, dessen Wohlfahrt die Bürgerschaft nicht repräsentiert. 

* Der Audioguide spielt einmal täglich auf dem Platz des Kiosks.
* Verwenden Sie Ihre Kopfhörer, um das Stück über diesen QR-Code anzuhören.

0:00:00 · Porto Alegre, Brasil · 2020 · Fora Bolsonaro 
0:00:09 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:01:03 · La Habana, Cuba · 2020 · Manifestación frente al Ministerio de Cultura en solidaridad con el movimiento San Isidro / Demonstration in front of the Ministry of Culture in solidarity with San Isidro movement
0:01:25 · La Unión, Chile · 2019 · Protesta feminista / Feminist protest
0:01:36 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:02:51 · Bogotá, Colombia · 2020 · Paro Nacional, Minga Indígena / National strike, Indigenous Minga  
0:03:27 · Lima, Perú · 2020 
0:04:20 · Bogotá, Colombia · 2019 · Minga indígena apoya el paro nacional / Indigenous Minga supports the national strike
0:04:55 · Porto Alegre, Brasil · 2020 · Fora Bolsonaro
0:05:44 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:05:48 · Bogotá, Colombia · 2020 · Apoyo a los campesinos /  Support for farmers
0:06:22 · La Habana, Cuba · 2020 · Manifestación frente al Ministerio de Cultura en solidaridad con el movimiento San Isidro. / Demonstration in front of the Ministry of Culture in solidarity with San Isidro movement
0:06:55 · La Unión, Chile · 2019 · Protesta feminista / Feminist protest
0:07:16 · Porto Alegre, Brasil · 2020 · Fora Bolsonaro
0:07:29 · Bogotá, Colombia · 2020 · Paro Nacional / National strike
0:08:06 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:09:09 · Bogotá, Colombia · 2020 · Apoyo a los campesinos /  Support for farmers
0:09:23 · La Unión, Chile · 2019 · Protesta feminista  / Feminist protest
0:12:19 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:12:30 · La Unión, Chile · 2019 · Protesta feminista  / Feminist protest
0:12:34 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:12:40 · La Habana, Cuba · 2020 · Manifestación frente al Ministerio de Cultura en solidaridad con el movimiento San Isidro. / Demonstration in front of the Ministry of Culture in solidarity with San Isidro movement
0:14:23 · Cuba · 2020 · Revolución de los aplausos, Movimiento San Isidro, Movimiento 27N. / Applause Revolution, San Isidro Movement, 27N Movement.
0:14:43 · La Paz, Bolivia · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:15:26 · Quito, Ecuador · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:15:36 · Bolivia · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:15:41 · Ecuador · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:15:53 · Quito, Ecuador · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:17:26 · Argentina · 2020 · Aborto legal / Legal abortion
0:17:47 · Belém, Brasil · 2019 · Manifestación contra recortes a la educación. / Demonstration against education cuts.
0:18:04 · Recife, Brasil · 2019 · Protesta contra Jair Bolsonaro / Protest against Jair Bolsonaro
0:19:19 · Quito, Ecuador · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:19:45 · Bogotá, Colombia · 2019 · 21N
0:20:10 · Quito, Ecuador · 2019 · Paro Nacional / National strike
0:21:34 · Recife, Brasil · 2019 · Protesta contra Jair Bolsonaro  / Protest against Jair Bolsonaro
0:21:55 · Brasil · 2019 · Manifestación contra recortes a la educación. / Demonstration against education cuts.
0:22:35 · Bogotá · 2019 · Minga indígena, 21N / Indigenous Minga, 21N
0:23:32 · Santiago, Chile · 2019

Manuela García Aldana (Bogotá, Colombia, 1990)

Kolumbianische Klangkünstlerin mit Wohnsitz in Berlin. In ihrer prozessbasierten Arbeit (Soundscapes, Klangskulpturen, kollektive Hörpraktiken und Radiosendungen) steht das Zuhören am Anfang und entsteht als kontextuelle Antwort auf die Suche nach Begegnungsräumen. Sie befasst sich mit Fragen der Diaspora und der Identität mit dem Wunsch, andere Wege zu verlernen und sich an andere Arten zu erinnern, unsere kollektive Lebenserfahrung zu leben.

Sie hat einen Abschluss in Bildender Kunst von der Universidad de los Andes in Bogotá und studiert derzeit im Masterstudiengang Raumstrategien an der Kunsthochschule Weissensee in Berlin.

Seine neuesten Werke und Kompositionen wurden im Kunsthaus Dahlem / Brücke-Museum (Transition Exhibition), nGbK neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (Museum of Democracy), Errant Sound (The Listening Biennial), Real Jardín Botánico de Madrid (Pilar Millán, Symmetry of Encounters) Savvy Contemporary (Invocations For The Phoenix To Find Its Form In Us On Restitution, Rehabilitation and Reparation) ausgestellt.

Seit kurzem ist sie bei SAVVY Contemporary als kuratorische Assistentin tätig und beschäftigt sich mit dem Thema Klang.

Sie hat eine monatliche Sendung auf Radio Alhara (Palästina).

https://amuletomanuela.com

Algunos documentos del Museo comunitario del Agua, río Renaico, 2020

Ausstellungsansicht © Benjamin Renter

Installation bestehend aus einem Wandgemälde, einem Video und zwei Fotografien. Unterschiedliche Dimensionen.
Video: 4 Minuten. Originalidee von Marcela Moraga und Salvemos el río Renaico, 2016.
Kamera: Miguel Rozas. Musik: “Raíces” von Weychan.
Foto des Fischers: Scan einer analogen Fotografie, die der Sammlung des Museums geschenkt wurde.
Fine Art Papier 42,0 x 29,7 cm. 
Fotografie des Wandgemäldes von Salvemos el río Renaico. Fine Art Papier 29,7 x 21,0 cm. 

Die Künstlerin stellt im Wohnraum ein Wandgemälde des Kollektivs und der sozialen Organisation “Salvemos el río Renaico” aus der Gemeinde Renaico in der Region Araucanía in Chile nach. Es stellt zwei für die Region charakteristische Tiere dar: der Bandurria-Vogel (Brillenibiss) und die Forelle. Im Bild malt die Künstlerin Personen, die eine affektive Bindung zum Fluss haben. Der Fluss Renaico versorgte einst Lachse, Forellen und Karpfen, war der Ort persönlicher und kollektiver Erinnerungen und ist heute eine wichtige Touristenattraktion. Anhand von Vignetten stellt die in Berlin lebende chilenische Künstlerin eine Auswahl ihrer Zeugenaussagen vor und schlägt so eine symbolische und synoptische Lesart eines Forschungsprozesses mit der Gemeinde vor, um eine Institution zu bilden, die Widerstand leistet: das Museo Comunitario del Agua.

Die Institution im Entstehungsprozess – noch ohne physischen Raum – konstituiert sich durch die Sammlung von Objekten und Informationen über den Fluss und seine Bedeutung für die Gemeinde. Das Museum hat auch die Menschen von Renaico in Prozessen gegen große Konzerne und sogar den Staat vertreten.

Eine Videodokumentation, die 2016 mit dieser Vereinigung und dem Kollektiv junger Umweltschützer produziert wurde, prangert die Absprachen zwischen dem Staat und großen Unternehmen für die wahllose Ausbeutung des Flusses Renaico unter anderem zugunsten der Holz-, Papier- und Zellstoffindustrie und zum Nachteil des Wasserflusses an, der seit fast zehn Jahren schrittweise reduziert wird. Diese Videoproduktion ist Teil der Sammlung des Museo Comunitario del Agua, zusammen mit alten Fotos und Kinderzeichnungen, neben anderen Trägern des kollektiven und ökologischen Gedächtnisses.

mm Marcela Moraga San Fernando, Chile 1975
[Salvemos el río Renaico – Renaico, Chile, 2013]

Marcela Moraga (Chile) lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Sie erwarb 1998 ihren Bachelor of Arts an der Universidad de Chile. Im Jahr 1999 erhielt sie ein Stipendium der Universidad de Chile, um den Magisterstudiengang für Bildende Kunst an derselben Institution zu absolvieren. Anschließend erhielt sie ein DAAD-Stipendium für ein Postgraduiertenstudium in Visueller Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). Im Jahr 2013 schloss sie den Aufbaustudiengang “Kunst im Kontext” an der Universität der Künste Berlin (UDK) ab.

Ihre Arbeiten wurden international in Galerien, Museen und Institutionen ausgestellt, darunter: Museo de Arte Contemporáneo MAC Santiago (Chile); Kunsthalle M3 Berlin (Deutschland); Nationales Zentrum für Zeitgenössische Kunst Sankt Petersburg (Russland); Museu de Arte Contemporânea da Universidade de São Paulo (Brasilien); TENT Centre for the Arts Rotterdam (Niederlande); Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst (Republik Korea); und die Mercosur Biennale Porto Alegre (Brasilien), die Nuevos Medios Biennale Santiago (Chile) und die Internationale Kairo Biennale (Ägypten). Ihr Werk wird von Die Ecke Arte Contemporáneo in Santiago, Chile, vertreten.

http://marcelamoraga.org

Erweiterte Recherche: Dokumentar präsentiert während das öffentliches Programm

Der Film Salvemos el río Renaico präsentiert eine zweijährige Untersuchung der Aktivistengruppe Salvemos el río Renaico (in Chile), in der Anrainer ihre Erinnerungen und Wahrnehmungen zur aktuellen Situation des Flusses schildern. Ziel ist es, über die missbräuchliche Entnahme von Wasser durch die Forstwirtschaft zu informieren. Er soll auch an die emotionale Bindung zwischen der Gemeinde Renaico und ihrem Fluss erinnern.
Dieser Dokumentarfilm wurde in Zusammenarbeit mit der Aktivistengruppe produziert und ist Teil der Sammlung des Museo de la Comunidad del Agua, Renaico. Originalidee: Salvemos el río Renaico und Marcela Moraga. Bild und Bearbeitung: Miguel Rozas
Musik: Rodrigo Prado – Mauricio Gutiérrez
Fotografie: Pablo Ocqueteau
Renaico, Chile 2016

Guaminí
Teil des laufenden Projekts: Cartografía de un experimento a cielo abierto. 2018

Ausstellungsansicht © Benjamin Renter
Zeichnungen bei © Julia Mensch

 Installation mit bemalte Keramikplatten und Zeitung.
 In Zusammenarbeit mit Aurelio Kopainig im: Museo del Hambre in Buenos Aires, 2018.

Guaminí ist eine Stadt in der Provinz Buenos Aires, in der seit 2015 eine Gruppe von Produzenten ihre Felder agroökologisch bewirtschaftet. Gemeinsam mit dem Umweltministerium und Eduardo Cerdá, einem auf extensive und biodynamische Agrarökologie spezialisierten Agronomen, entwickelten sie Alternativen zum transgenen Landwirtschaftsmodell. Aus dieser Erfahrung heraus gründeten sie RENAMA (Nationales Netzwerk von Gemeinden und Gemeinschaften, die Agrarökologie fördern), das derzeit aus 28 argentinischen Gemeinden besteht. Sie sagen, dass sie gemeinsam “Gesundheit, die Landschaft und das Leben” haben.

Wandtext: Guaminí, von Julia Mensch

Der Boom der agroindustriellen Biotechnologie begann in Argentinien 1996, als die erste gentechnisch veränderte Kulturpflanze zur Vermarktung zugelassen wurde: die glyphosatresistente Sojasorte 40-3-2 Roundup Ready von Monsanto (heute Bayer-Monsanto). Seitdem wird das Modell der gentechnisch veränderten Pflanzen angewandt, als wären die Gebiete Freiluftlaboratorien. Bei jeder Kampagne werden mehr als 350 Millionen Liter Pestizide verspritzt, die Grenzen der Landwirtschaft werden Jahr für Jahr erweitert, und neue gentechnisch veränderte Pflanzen werden eingeführt und zugelassen, ohne dass das Vorsorgeprinzip angewendet oder berücksichtigt wird. In dem Maße, wie die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zunehmen, wachsen auch der Widerstand und die Alternativen: Guaminí ist eine davon. Es ist eine Stadt in der Provinz Buenos Aires, in der sich seit 2015 eine Gruppe von Landwirten dafür entschieden hat, ihre Felder agrarökologisch zu bewirtschaften. Gemeinsam mit dem Umweltminister und Eduardo Cerdá (einem auf extensive und biodynamische Agrarökologie spezialisierten Agrarwissenschaftler) haben sie einen Weg entwickelt, der zeigt, dass es Alternativen zum gentechnisch veränderten Landwirtschaftsmodell gibt. Ausgehend von den Erfahrungen in Guaminí gründeten sie das RENAMA (Nationales Netzwerk von Gemeinden und Gemeinschaften, die die Agrarökologie fördern), dem derzeit 28 Gemeinden aus verschiedenen Regionen Argentiniens angehören. Sie sagen, dass sie “die Gesundheit, das Land und das Leben” gemeinsam haben.

Wandtext: Museo del Hambre, von Julia Mensch

Gemeinsam mit Aurelio Kopainig präsentierte ich im März 2018 das Projekt und die Installation Guaminí im Museum des Hungers (el Museo del Hambre). Das Museum ist eine Initiative des Anwalts für Menschenrechte und Ernährungssouveränität Marcos Filardi. Das im Keller eines großen Hauses in der Stadt Buenos Aires eingerichtete Museum fungiert als Zentrum für den Kampf um Ernährungssouveränität, in dem die Menschen kollektiv lesen, beobachten, zuhören, schreiben, kochen, trinken, essen und sogar tanzen. Nach jeder Aktivität oder Präsentation wird gemeinsam ein “gesundes*, sicheres** und souveränes***” Abendessen gestaltet.

Wie Marcos Filardi sagt:

*Gesund ist frei von Schadstoffen (transgen, Pestizide, Antibiotikarückstände, chemische Zusatzstoffe, überschüssige Fette, Zucker und Salz, nicht bestrahlt).

** Sicher ist, dass wir wissen und vertrauen, wer es produziert.

*** Souverän ist, dass es nach den Kriterien der Ernährungssouveränität (Agrarökologie, Lokalisierung, direkte Ansprache von Erzeugern und Verbrauchern, Zentralität der familiären, bäuerlichen und indigenen Landwirtschaft und Sozial- und Volkswirtschaft) produziert und verteilt wird.

Das Essen wird von den Gästen mitgebracht, die sich vor Beginn der Mahlzeit um den Tisch setzen und über das mitgebrachte Essen sprechen, um es zu teilen und warum es “gesund, sicher und souverän” ist. 

Das Museum des Hungers versteht sich als Begegnungs- und Konvergenzzentrum für diejenigen, die aus unterschiedlichen Bereichen für die Ernährungssouveränität in ihren Territorien kämpfen. Und sie will “eine Einheit des guten Lebens” sein, in der “Erfahrungen und Werkzeuge ausgetauscht werden, um gemeinsam zur Verwirklichung der Ernährungssouveränität und des guten Lebens unserer Völker zu gelangen”. Sie behaupten, dass es in unserer Hand liegt, den Hunger ein für alle Mal in ein Museum zu sperren, damit er dort für immer eingesperrt bleibt. 

Julia Mensch – Buenos Aires, Argentina, 1980

Lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland

Sie studierte an der Nationalen Kunstuniversität in Buenos Aires und in der Klasse von Hito Steyerl an der UdK, Berlin.

Sie entwickelt ihre Praxis auf der Basis von Langzeitrecherchen, der Lektüre von Fiktion und Theorie, dem Besuch von Archiven und Territorien und dem Führen von Interviews. Ihre Arbeit ist eine Kreuzung aus Text, Zeichnung, Installation, öffentlichen Veranstaltungen, Fotografie, Video und Lecture Performance – aus der heraus sie kollektive Dialoge über politische und soziale Kontexte und Zukunftsszenarien eröffnet. Ihre Praxis befasst sich mit der Geschichte des Sozialismus und Kommunismus sowie mit umwelt- und gesellschaftspolitischen Konflikten in Lateinamerika mit dem Fokus auf den Zustand des Kontinents als Exporteur der Natur seit der spanischen Eroberung.

Mensch erhielt Stipendien vom Berliner Senat/DE, Amt für Kultur Appenzell Ausserrhoden/CH, Schlesinger Stiftung/CH, Sulzberg Stiftung/CH, DAAD, Robert Bosch Stiftung/DE, National Art Found/AR, etc. Sie nahm an mehreren Residenzprogrammen und internationalen Ausstellungen teil, wie Soil is an Inscribed Body, Savvy Contemporary, Berlin (2019), 21st Contemporary Art Biennial Sesc_Videobrasil, São Paulo (2019), Ohne Titel, Kunstmuseum Appenzell (2019), Museum Bienal de la Imagen en Movimiento, Buenos Aires (2018), Naturaleza Salvaje, Bienal Sur, CNB Contemporánea, Buenos Aires (2017), On off shore, Museum für Fotografie, Berlin (2016). Und zu ihren Einzelausstellungen gehören La vida en rojo, Kunstraum Baden, Schweiz (2019), La vida en rojo, EAC, Montevideo (2018), La vida en rojo, CCR, Buenos Aires (2016), 1973, Galerie im Turm, Berlin (2014), Salashi, Pyecka Galery, Kosice/SK (2013).

http://julia-mensch.blogspot.com

“Son del pueblo”, 2020

6 auf  60 x 60 cm Alu DIBOND Platten gedruckte Photographien von Keramikfiguren unterschiedlicher Dimensionen. 

Die hier ausgestellte Bilder zeigen ungebrannte Tonfiguren, die Reproduktionen von archäologischen Befunden beim Museo Comunitario del Valle de Xicos Sammlung, am Stadtrand von Mexiko-Stadt.  Auch Figuren, die in Teilen dieser Sammlung inspiriert sind. Das Museum hat an der Rettung des kulturellen Erbes der Gemeinschaft über Jahren gearbeitet. Trotzdem wird diese Basisinstitution ständig von den städtischen Behörden bedrängt, die mit der Schließung der Einrichtung drohen – und dabei auch zu illegalen Mitteln greifen.

Das Projekt “Son del Pueblo” ist eine der Aktionen, die seit 2009 von Maria Thereza Alves zur Unterstützung des Gemeinschaftsmuseums des Xico-Tals durchgeführt werden. Die Aktion besteht aus einem Aufruf an Menschen in verschiedenen Teilen Mexikos und der Welt, keramische Werke auf der Grundlage der Sammlung des Gemeinschaftsmuseums herzustellen. Die Bilder werden auf Instagram, auf der Facebookseite des Museums sowie auf der Website von Maria Thereza Alves gepostet, einschließlich des Namens und des Wohnorts jedes Autors in diesem Prozess, der sowohl die materielle Sammlung als auch den Lebenshorizont des Gemeinschaftsmuseums nachbildet und erweitert.

Die fotografierten Stücke sind, von links nach rechts: zwei Figuren von Maria Thereza Alves, die von Objekten aus der Sammlung inspiriert wurden.  Dann der mexika Feuergott U eueteotl, eine räuchernde Figur in Form eines Stachelschweins, die einen rauchenden Vulkan simuliert; der aztekische Regengott Tlaloc sowie ein Paar menschlicher Figuren, die bei eigenen Ausgrabungen der Gemeinde gefunden wurden.

Maria Thereza Alves. São Paulo, 1961

Alves arbeitet und stellt seit den 1980er Jahren international aus und hat eine Reihe von Werken geschaffen, die die Geschichte und die Umstände bestimmter Orte untersuchen, um Zeugnis von verschwiegenen Geschichten zu geben. Ihre Projekte basieren auf Recherchen und entwickeln sich aus ihren Interaktionen mit dem physischen und sozialen Umfeld der Orte, an denen sie lebt oder die sie für Ausstellungen und Aufenthalte besucht. Diese Projekte beginnen als Reaktion auf lokale Bedürfnisse und verlaufen in einem Prozess des Dialogs, der oft zwischen den materiellen und ökologischen Realitäten und den sozialen Umständen geführt wird. Obwohl sie sich der westlichen Binaritäten zwischen Natur und Kultur, Kunst und Politik oder Kunst und Alltag bewusst ist, weigert sie sich bewusst, diese in ihrer Praxis anzuerkennen. Stattdessen entscheidet sie sich dafür, mit den Menschen in Gemeinschaften als Gleiche zu arbeiten, und zwar durch beziehungsreiche Praktiken der Zusammenarbeit, die eine ständige Bewegung über all diese Grenzen hinweg erfordern.

http://www.mariatherezaalves.org/index.php

ARCA [extra], 2018

Installation view © Benjamin Renter

Verzeichnis der Dateien zum Herunterladen

4,99 GB

Digital

ARCA [Extra] ist ein herunterladbares digitales Verzeichnis von Dateien, das von der US-amerikanischen Künstlerin Julia Weist und dem kubanischen Künstler Nestor Siré bei der Erforschung einer kreativen sozialen Strategie erstellt wurde, die in Kuba in Abwesenheit einer Internetverbindung entwickelt wurde: El Paquete Semanal (Das wöchentliche Paket). Dieses kulturelle Phänomen sorgt für eine wöchentliche Sammlung von 1 TB digitalen Medien im ganzen Land, die in Kisten mit Festplatten von Stadt zu Stadt transportiert werden. Die Verteilung dieser Offline-Inhalte, größtenteils Unterhaltungsmaterial, wobei Pornografie und Politik strikt ausgeschlossen sind, hat ihre Wurzeln in Kubas klandestinen Systemen, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen. Seit den späten 2000er Jahren hat sich daraus eine Industrie entwickelt, die fast jeden kubanischen Bürger erreicht. Ein kompletter Download der wöchentlichen Paquete kostet typischerweise zwei CUC (ca. zwei USD), was sie zu einem relativen Luxus macht, obwohl sie für die meisten Kubaner erschwinglich ist.

Obwohl das digitale Kopiersystem technisch gesehen illegal ist, wird es stillschweigend durch die Nicht-Durchsetzung seitens der Regierung erlaubt. Dieser “Schmuggel(handel)” von Informationen von Person zu Person ist ein dezentralisiertes Phänomen, das nicht von einer hierarchischen Struktur abhängt, sondern von den Kunden. Jede Person kann sich das Paket wieder aneignen und neu anpassen, es mit einem Logo versehen und weiterverkaufen, als ob es sich um ein Creative Commons handeln würde. Damit wird eine user generated Ökonomie skizziert, die unendliche Möglichkeiten eröffnet, wenn es darum geht, dass jede Stadt ein Gewicht in Bezug auf ihre eigene Struktur der Inhaltsverteilung hat. Dies wiederum führt zur Entstehung anderer mikrokultureller Phänomene durch Gemeinschaften, wie die Packetubers, Teenager, die Videos über die Paquete teilen und SMS und Anrufe nutzen, um ihre Anhänger zu kontaktieren, und so die Interaktivität des Internets in den kubanischen Offline-Zustand übersetzen. 

Die Arbeit von Weist und Siré funktioniert wie eine Zeitkapsel, die diese ephemeren Inhalte und Mikrophänomene in diesem Arbeitsgerät sammelt, das aus sechs Ordnern mit Dateien besteht, die die Besucher des Museums der Demokratie von einem Computer aus konsultieren und kopieren können, der auf der Plaza del Kiosco unter der Aufforderung “se llenan memorias” (Erinnerungen werden gefüllt) installiert ist; sie ahmt die Interaktivität der Verteilungspunkte des wöchentlichen Pakets auf der Insel nach. 

Index der Kategorien in ARCA [extra] 

  1. Originalinhalte: eine komplette Sammlung von Originalinhalten, die in Kuba für das paquete erstellt wurden, einschließlich digitaler Magazine, Anzeigen und Shows, die sich mit Unterhaltung, Sport, Promi-Klatsch und lokaler Kultur beschäftigen. 
  2. 2. Matrices (Matrixen): ein Archiv der Werbelogos kubanischer Verleiher oder Matrixen, von VHS-Verleihern der 1980er Jahre über DVD-Anbieter bis hin zu den Studios von el Paquete Semanal
  3. !!!A R T Section: ein komplettes Archiv der Künstlerprojekte, die in !!!Sección A R T E präsentiert wurden, einem Projekt von Siré, zeitgenössische Kunst in einem gleichnamigen Ordner als Teil des Paquete zu verbreiten 
  4. El Paquete Semanal (nationales Archiv): eine Sammlung von Inhalten und Screenshots, die die Architektur der Ordner jedes Sub-Matriz, oder regionalen Verteilers, in Kuba dokumentiert. 
  5. Fotosammlung: eine Sammlung hochwertiger Bilder zum Paquete Semanal, darunter Fotos der PCs, die von den Matrizen verwendet werden, und von Kisten, die von Hand gebaut werden, um Festplatten von einer Stadt zur anderen zu transportieren.
  6. ARCA [Extra] Museo de la Democracia: ein Ordner mit Inhalten, die exklusiv für diese Ausstellung zusammengestellt wurden, einschließlich Forschungsartikeln, die sich auf die Werke in der temporären Sammlung des Museums beziehen, frei von Copyright.

Infomercial, 2017

Einkanaliges Video mit Ton, geloopt in Englisch und Spanisch.

Teaser 3:35 Minuten (Englisch) / Volle Spielzeit 16:48 Minuten (Englisch), 19:32 Minuten (Spanisch)

Produziert in Zusammenarbeit mit ETRES

ETRES ist Kubas erste Werbeagentur seit der kubanischen Revolution im Jahr 1959, und die Plattform für ihre Arbeit ist El Paquete Semanal. Weist und Siré beauftragten sie, einen Motion-Graphics-“Infomercial” zu erstellen, der die historischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen illustriert, die zu El Paquete führten. Die Wurzeln des Systems reichen bis in die 1970er Jahre, als sich nach mehr als 10 Jahren vollständiger staatlicher Kontrolle der Medien eine unterirdische Romanverleih-Industrie entwickelte, die ein nationales Tauschnetz voraussetzte. Dieses Netzwerk entwickelte sich, um neue Medien zu verbreiten: VHS-Kassetten, beginnend in den späten 1990er Jahren, und DVDs gegen Mitte der 2000er Jahre. Schließlich nutzte El Paquete Semanal die zunehmende Präsenz von Satelliten-TV-Antennen, um auf raubkopierte Medien zuzugreifen, die Verfügbarkeit persönlicher elektronischer Geräte und das Aufkommen einer kleinen Anzahl institutioneller Internetanschlüsse. Während das digitale Kopiersystem technisch illegal ist, wird es stillschweigend durch die Nicht-Durchsetzung seitens der Regierung erlaubt.

Ein vollständiger Download von El Paquete Semanal (das Wochenpaket) kostet normalerweise 2 CUC (ca. 2 Dollar), was es zu einem relativen Luxus macht, der jedoch für die meisten Kubaner erschwinglich ist.

Julia Weist / New York, 1984 & Nestor Siré / Nuevitas, Cuba, 1988

Die amerikanische Künstlerin Julia Weist und der kubanische Künstler Nestor Siré arbeiten seit 2016 zusammen. Ihre Arbeiten wurden kürzlich unter anderem im Queens Museum (New York), der Gwangju Biennale (Gwangju, Südkorea), dem Hong-Gah Museum (Taipeh) und der Galería MPA (Madrid) ausgestellt. Sie schrieben über ihre Zusammenarbeit für Publikationen wie Frieze, Rhizome und Triple Canopy und hielten Vorträge an Orten wie The New Museum, Williams College Museum of Art, The MIT Open Documentary Lab und Art Basel Miami. Sie wurden mit einem Jerome Foundation Fellowship, einem Camargo Foundation Fellowship und einem Media Arts Assistance Fund Grant des Staates New York ausgezeichnet.

Web Julia Weist: http://work.deaccession.org/ 
Web Nestor Siré: http://www.nestorsire.com

Der weisse Prinz, 2019

Handbuch zum Bestehen des Integrationstests für die spanische Gesellschaft, 2015

© Benjamin Renter

Malbuch

Publikation

Daniela Ortiz ist eine Künstlerin und Aktivistin. Sie entwickelt visuelle Erzählungen, in denen die Konzepte von Nationalität, Rassifizierung, sozialer Klasse und Geschlecht kritisch aufgefasst werden, um koloniale, kapitalistische und patriarchale Herrschaftsverhältnisse zu analysieren. Ihre Projekte befassen sich mit dem europäischen Einwanderungskontrollsystem, seiner Verbindung zum Kolonialismus und den rechtlichen Mechanismen der europäischen Institutionen, die Gewalt gegen Migrant_innen und rassifizierte Bevölkerungsgruppen ausüben. “El príncipe blanco y la resistencia del pueblo cercano” (Der weiße Prinz und der Widerstand des Volkes) erzählt die Geschichte eines weißen Prinzen, der versucht, die Bevölkerung von Abya Yala (Amerika in der Kuna-Sprache) durch die Ausbeutung von Gold zu beherrschen und dessen Macht durch den Widerstand eines Volkes des Landes gestürzt wird; während ihr Handbuch zum Bestehen des Integrationstests darauf abzielt, Informationen zu liefern, um Teil der spanischen Staatsbürgerschaft zu werden, und zwar aus einem kritischen Blickwinkel auf die koloniale Konstruktion der nationalen Identität und die Bedingungen, welche den Migrant_innen auferlegt werden.

Daniela Ortiz / Cuzco, 1985

Daniela Ortiz de Zevallos Pastor ist eine Künstlerin peruanischer Herkunft, die an der Pontificia Universidad Católica del Perú und an der Fakultät für Schöne Künste der Universität Barcelona ausgebildet wurde und bei Claudia Cuzzi Malerei studierte. Sie lebt seit 2007 in Barcelona und kehrte 2020 nach Peru zurück, nachdem sie im Internet Drohungen und fremdenfeindliche Angriffe erhalten hatte. Sie hat ihre Projekte auf Festivals und in Einzel- und Gruppenausstellungen in Spanien, Peru und Los Angeles ausgestellt. Sie hat an Seminaren, Workshops und Meisterkursen mit Paul B. Preciado, Rogelio López Cuenca, Santiago Sierra, Rirkrit Tiravanija, Martí Peran, Josep Maria Martí, Raimond Chaves, Alberto López Bargados, Yoshua Okon, Natalia Iguiñiz und Marcelo Expósito teilgenommen. Sie hat auch in Projekten mit anderen Künstlern zusammengearbeitet, wie z. B. mit Cecilia Podestá oder Guillermo Castrillón, die beide 2005 zusammenarbeiteten.

http://daniela-ortiz.com/

Rassendemokratie, melting pot, Reinheit der Rassen, 2019

© Benjamin Renter

Pemba preta [Umbanda-Ritualkreide] und Dermatograph Stift auf Watte.

150 x 160 cm

Diese Serie stellt Illustrationen von Land- und Seekarten mit ihren emblematischen Szenen von Navigationen und der “Entdeckung der neuen Welt” nach. Es ist eine Schwarz-auf-Weiß-Neuinterpretation der frühen Bemühungen, das System der Kolonisierung, die Ausbeutung des Holzes und der einheimischen Arbeitskräfte, des ersten Proletariats des zukünftigen “Kontinents”, darzustellen. Die Klebebänder, mit denen Menschen bei Lynchungen oft gefesselt wurden, bilden ein goldenes Rechteck, das auf die Ausbeutung von Land und Körpern durch koloniale Kommodifizierung verweist. Die Begriffe Rassendemokratie, Schmelztiegel und Rassenreinheit, entnommen aus Büchern, die die Geschichte Amerikas erzählen, verstärken die Gewalt dieser Illustrationen der “Erfindung des amerikanischen Kontinents”.

Jaime Lauriano. São Paulo, 1985. Lebt und arbeitet zwischen Porto/Portugal und São Paulo/Brasilien

Abschluss am Centro Universitário Belas Artes de São Paulo, 2010. 

Die Künstler untersuchen die Machtstrukturen, die in der Produktion von Geschichte enthalten sind. In audiovisuellen Stücken, Objekten und kritischen Texten zeigt er auf, wie gewalttätige Beziehungen zwischen Institutionen der Regierungsführung und der staatlichen Kontrolle – wie Polizei, Gefängnisse, Botschaften, Grenzen – und den Subjekten Gesellschaften formen. So bringt sein Werk historische Traumata an die Oberfläche, die der Vergangenheit zugeschrieben werden, und schlägt eine kollektive Revision und Neuformulierung der Geschichte vor. 

Aktuelle Einzelausstellungen: Marcas, Fundação Joaquim Nabuco, Recife, Brasilien, 2018; Ao Norte do Rio, Sesc Santana, São Paulo, Brasilien, 2018; Brinquedo de purar moletom, MAC Niterói, Rio de Janeiro, Brasilien, 2018; Assentamento, Galeria Leme, São Paulo, Brasilien, 2019; Nessa terra, em se plantando, tudo dá, Centro Cultural Banco do Brasil, Rio de Janeiro, Brasilien, 2015; Autorretrato em Branco sobre Preto, Galeria Leme, São Paulo, Brasilien, 2015; ausgewählte Gruppenausstellungen: Shuttle, Centro Cultural Banco do Brasil, São Paulo, Brasilien, 2019; The Fall of the Sky, CAIXA Cultural Brasília, Brasília, Brasilien, 2019; Quem não luta tá morto – arte democracia utopia, Museu de Arte do Rio, Rio de Janeiro, Brasilien, 2018; Afro-Atlantic Stories, MASP and Instituto Tomie Ohtake, São Paulo, Brasilien, 2018; The World’s Game: Fútbol and Contemporary Art, Pérez Art Museum Miami, Miami, USA, 2018; 11th Mercosur Biennial of Visual Arts, Triângulo do Atlântico, Porto Alegre, Brasilien, 2018; Contemporary Art Festival Sesc_Videobrasil, São Paulo, Brasilien, 2017; Metrópole: Paulistana Experience, Estação Pinacoteca, São Paulo, Brasilien, 2017; WELT KOMPAKT? , frei_raum Q21, Wien, Österreich, 2017; How to Remain Silent, A4 Arts Foundation, Kapstadt, Südafrika, 2017. 

Öffentliche Sammlungen: MAC Niterói, Niterói, Rio de Janeiro, Brasilien; MAR – Museu de Arte do Rio, Rio de Janeiro, Brasilien; MASP – Museu de Arte de São Paulo, São Paulo, Brasilien; Casa das Onze Janelas Museum, Belem, Pará, Brasilien; Pinacoteca do Estado de São Paulo, São Paulo, Brasilien und Schoepflin Stiftung: Die Sammlung, Lörrach, Deutschland. 

http://jaimelauriano.com/

Kapitalistische Penetration im Amazonasgebiet von 1988 bis 2019

© Benjamin Renter

Wandgemälde, Farbe auf Silikat-Basis, 3,70 m x 8,20 m

In diesem Werk, welches Teil der “Social Geometry”-Serie von PSJM und ihrer “Natural History”-Subserie ist, stellen die Künstler_innen aus den kanarischen Inseln ein auf statistischen Daten basierendes Wandbild dar, wie sich die Abholzung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes zwischen 1988 und 2019 entwickelt hat. Das Werk verwendet zwei Farben – ein gängiger grafischer Code für Statistiken – und nutzt die symbolische Kodierung, die Grün mit Leben, Natur und dem weiblichen Geschlecht assoziiert, sowie Weiß als Abwesenheit. Auf der anderen Seite schlägt PSJM eine Lesart vor, die auf dem Titel als einem wesentlichen Diskurs basiert, um die Arbeit als solche zu konstituieren. So ist es möglich, zu einer diachronen Lesart des Werkes zu gelangen. Das heißt: zu verstehen, dass es jenseits politischer oder sogar sexueller Differenzen eine zeitliche Entwicklung einer Kollusion zwischen Staat und Privaten zur Ausbeutung des Amazonasgebiets gibt.

PSJM (Cynthia Viera (Las Palmas, Gran Canaria, 1973) und Pablo San José (Mieres, 1969)

PSJM ist ein Team für Kreation, Theorie und Management, welches von Cynthia Viera (Las Palmas G.C., 1973) und Pablo San José (Mieres, 1969) gebildet ist. PSJM präsentiert sich als “Kunstmarke” und eignet sich so die Verfahren und Strategien des fortgeschrittenen Kapitalismus an, um dessen symbolische Strukturen zu unterwandern.

Das “brand-team” wurde unter die 100 repräsentativsten Künstler der internationalen politischen Kunst in Art & Agenda: Political Art and Activism (Gestalten, Berlin, 2011) aufgenommen. Es wurde auch in Younger than Jesus aufgenommen. The essential handbook to the future of art (New York: Phaidon-New Museum, 2009) und Come Together: The Rise of Cooperative Art and Design (New York: Princeton Architectural Press N.Y., 2014), neben anderen Publikationen. Seine Arbeiten sind in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, wie Personal Structures im Rahmen der 58. Biennale Venedig (2019), Beyond the Tropics, im Rahmen der 56. Biennale Venedig (2015), Hic et Nunc, Hirshhorn Museum, Washington D.C. (2014), One Shot!, Museu Brasileiro da Escultura, São Paulo (2014), Off Street, A Foundation, London (2009), The Real Royal Trip… by the Arts, PS1-MOMA, New York (2003, in Zusammenarbeit mit El Perro und Aitor Méndez), und andere auf nationaler Ebene wie Prophetia, Fundación Miró, Barcelona (2015) oder PIGS, Artium, Vitoria (2016).

Im theoretischen Bereich sind einige seiner neuesten Veröffentlichungen zu erwähnen: Arte y procesos democráticos (TEA, Teneriffa, 2017), Fuego amigo (CENDEAC, Murcia, 2015) oder der Artikel “Marcuse y el lema de la CIA” in Revista de Occidente (Madrid, 2016). Zu seinen Arbeiten im Kulturmanagement gehören die Kuratorie vom Es personal (Gabinete Literario, Las Palmas GC, 2019), Biotopías (Gabinete Literario, Las Palmas GC, 2018), Arte y Participación Ciudadana (Las Palmas G.C., 2016) oder die Koordination und das Bild von World is Work, kuratiert von José María Durán (Kwadrat, Berlin, 2010). Seine intensive Tätigkeit erstreckt sich auch auf die Didaktik, erfolgt durch eine Gastdozentur an der Washington State University oder die Sommerworkshops PSJM-Workshop am Instituto Cervantes in Berlin (2012-2015) und am Gabinete Literario de Las Palmas GC (2018-2019).

https://psjm.es/

Sin Título, 2003

© Gustavo Artigas, 2003

 Ortsspezifische Intervention

Geschichtsmuseum Panama-Stadt 

Video, 02‘44‘‘

Das Werk wurde vom mexikanischen Künstler Gustavo Artigas in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr der Hauptstadt Panamas realisiert. Die Intervention bestand darin,  das Rathaus mit Rauch zu füllen. Das Rathaus beherberg tdas wenig bekannte historische Museum (Museo de Historia), zu dessen Sammlung die Unabhängigkeitsurkunde des mittelamerikanischen Landes gehört. Die Reaktionen der Passant_innen reichten von völliger Gleichgültigkeit bis hin zu Schluchzen und Schreien. Ihre Reaktionen beruhten auf ihrem kulturellen Gedächtnis, d.h. Erinnerungen an ähnliche Ereignisse, die sich an mehreren Orten und mehrfach in der Geschichte von Panama-Stadt, die 1519 gegründet wurde und jahrhundertelang einer der wichtigsten Häfen für Europa und Amerika war, zugetragen hatten.

Gustavo Artigas. Mexico City, Mexico, 1970

In den letzten 25 Jahren hat Artigas mit verschiedenen Medien und Modalitäten der visuellen Kunst experimentiert, wie z.B. Sound Art, Site Specific Installationen, Performance Art, Relationale Arbeiten, pädagogische Plattformen, Lichtstücke und Malerei. Einige der erkennbarsten Einige der erkennbarsten Arbeiten von Artigas beziehen sich auf ludische Strukturen in Katastrophensituationen. Seine Arbeit steht im Dialog mit einer Vielzahl von Themen, von politischen bis hin zu sozialen Identitäten. Er wurde Teil der boomenden Gruppe zeitgenössischer mexikanischer Künstler, die in den 90er Jahren aufkamen und einen wichtigen Einfluss auf die internationale Kunstszene ausübten. Als Teil seiner Praxis leitet er spezialisierte Kreativitätsworkshops in Ländern wie Kanada, Argentinien, Panama, Frankreich, Spanien, Finnland und Mexiko. Von 2010 bis 2018 war er Professor für zeitgenössische Kunst an der Escuela Nacional de Pintura Escultura y Grabado La Esmeralda en la Ciudad de México. Seit 2018 leitet er gemeinsam mit der Kunstvermittlerin und pädagogischen Kuratorin Muna Cann die Initiative für zeitgenössische Kunst Art Links Inc. mit Sitz in Kanada. Einige Kollaborationen umfassen das MOCA Museum of Contemporary Art Toronto, TheSite Magazine und YYZ Artist Outlet.

Kampf, 2018

Performancedokumentation

6 Fotografien

30 cm × 40 cm

In einem weißen Overall verbrachte die Künstlerin acht Tage im Museo Militar del Comando Sur (MCCC) in Porto Alegre in Brasilien und setzte ihren Körper Panzern, Kampfwagen und Kanonen aus der Sammlung der Streitkräfte aus, um störende Verbindungen zu diesen Symbolen der Männlichkeit herzustellen. Inspiriert durch das intersektionale feministische Konzept der Schwesternschaft entstand ein kontrapunktisches Experiment in Zusammenarbeit mit acht Frauen, die der Künstlerin täglich Überlebenskits mitbrachten. Jeden Tag entspand eine poetisch-politische Sammlung, deren Grundausstattung aus warmer Kleidung und Essen bestand. Die Zahl Acht steht in Beziehung zu globalen feministischen Bewegungen wie 8M, Women’s March, MeToo, Ni una menos, 8A, #ELENÃO [der nicht] und anderen Bewegungen des politischen Kampfes für gesellschaftlich unterdrückte Minderheiten.

Andressa Cantergiani. Caxias do Sul, Brasilien, 1980

Bildende Künstlerin und Performerin, Mutter und Aktivistin. Lebt zwischen Berlin, DE und Porto Alegre, BR. Doktorandin in Bildender Kunst an der PPGAV-UFRGS und Forschungsstipendiatin an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – Hoschulle Hannover – Deutschland. MA in Kommunikation und Semiotik an der PUC/SP. Hochschulabschluss in Darstellender Kunst an der DAD/UFRGS. Künstlerin vertreten durch Mamute Gallery, Porto Alegre-Brasilien. Leiterin der BRONZE Residenz und der Peninsula Galerie in Porto Alegre. Sie hat Residenzen, Projekte und Ausstellungen in verschiedenen Räumen auf der ganzen Welt durchgeführt, wie Fundação Iberê Camargo, Brasilien, Museum für zeitgenössische Kunst, MAC, Porto Alegre; Museum für zeitgenössische Kunst Bispo do Rosário, Rio de Janeiro, BR; Terra Una Residency, Minas Gerais, BR; Insurgencias, Berlin/DE, Despina/RJ. Ihre Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen wie dem Museum of Art of Rio Grande do Sul, Porto Alegre.

Eye for an Eye, 2019

Foto Benjamin Renter

Eisen, Zement, Papier, LED-Licht

Variable Abmessungen

Dieses Kunstwerk stellt eine Auseinandersetzung mit sozialer Gerechtigkeit dar. Bei der jüngsten Protestwelle in Chile im Jahr 2019 haben mehr als 400 Menschen ein oder beide Augen verloren, was durch absichtlich von der Polizei abgefeuerte Gummigeschosse verursacht wurde. Einer dieser erblindeten Demonstrant_inen sagte in einem Interview: „Was wir verloren haben und was wir gegeben haben, war nicht umsonst“. Die Skulptur, die Rocha Pitta angefertigt hat, ist ein gigantisches, kollektives Auge, welches an die Stelle dieser verlorenen Augen treten soll. Auge um Auge, Zahn um Zahn.  Wie sehr haben unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit mit Sichtbarkeit zu tun? Oder anders gesagt, warum muss Gerechtigkeit blind sein, um gerecht zu sein?

Matheus Rocha Pitta. Tiradentes, Brasilien, 1980.

Lebt und arbeitet in Berlin und Rio de Janeiro. Studierte Geschichte und Philosophie an der Universidade Federal Fluminense, Niteról, und der Universität des Bundesstaates Rio de Janeiro in Rio de Janeiro. Seine Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, unter anderem im Kunstverein Hamburg, Deutschland, 2020; Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro, 2018, Triennial Frestas, São Paulo, Brasilien, 2017; El Ranchito, Matadero Madrid, España 2014; The Great Acceleration, 9 Bienal de Taipei, Taipei, Taiwan 2014; Artesur, Collective Fictions, Nouvelles Vagues, Palais de Tokyo, París, Francia, 2013 y Kunst Im Tunnel, Düsseldorf, Alemania, 2013. Er war Stipendiat am Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2016-17). Er ist u.a. in den Sammlungen des Castelo de Rivoli, Turin, und des Museu de Arte Moderna in Bahia, Rio de Janeiro und São Paulo vertreten.

Elevación, 2019

Animation

Farbe, Ton, Vierkanalvideo

00:10’12”

Elevación” (2019) ist ein kollektives Projekt mit einer Gruppe Künstler_innen im Museum für Moderne Kunst Bogotá (MAMBO), das sich mit dem Ursprungsmythos der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) beschäftigt. Die Beteiligten orientieren sich dabei an den Erzählstrategien eines Comics der Bewegung namens „Marquetalia, Raíces de la Resistencia“ (Marquetalia, Wurzeln des Widerstands). Der Comic erzählt auf einfache Weise und anhand von Schlüsselfiguren, wie eine Gruppe von militanten Kommunist_innenen und Liberalen während des historischen Prozesses, der als „La violencia“ (1948 – 1958) bekannt ist, aus dem öffentlichen Leben vertrieben wird. Auslöser dafür war der Mord am sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliecer Gaitán und die daraus resultierenden sozialen Aufstände des „Bogotazo“ im Jahr 1948. Während der Diktatur von General Gustavo Rojas Pinilla (1953–1957) verbot die kolumbianische Verfassung 1954 die Militanz beim und die Zusammenarbeit mit dem internationalen Kommunismus. Aktive Kommunist_innenen und Liberale zogen sich in die Stadt Marquetalia im Departement Tolima zurück, einer bergigen Gegend in Zentralkolumbien. Sie gehören zu den ersten historischen Vorläufer_innen der Bewegung, die später als Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee (FARC-EP) bekannt wurde, und waren relevante Akteur_innen in dem bewaffneten Konflikt, der bis 2016 andauerte. Derzeit gibt es ein Friedensabkommen und die ehemalige FARC-EP ist eine legale politische Partei: COMUNES.

„Elevation“ ist ein Rollenspiel als 3D-Animation, eine Kontaktzone, um die affektiven, sozialen und kulturellen Erinnerungen einer Gesellschaft nach dem Trauma neu zu verhandeln und neu zu formulieren. Die Künstlerin schafft eine Welt, die ihre  eigenen Regeln hat, und die Teilnehmer_innen entwickeln Avatare mit übernatürlichen Kräften und inszenieren Ereignisse neu, formulieren alternative Ausgänge und andere mögliche Gegenwarts- und Zukunftsszenarien. Das Kunstwerk fördert auch den Austausch zwischen Influencer_innen und Subkulturen des Netzes auf technologischer, kultureller und kommunikativer Ebene, um eine Erfahrung der Versöhnung und der sozialen Neuvorstellung zu erzeugen.

Ana Maria Millán. Cali, Kolumbien, 1975

Lebt und arbeitet in Berlin.

http://anamariamillan.info/

Edicto Cambio De Nombre, 2018

© Benjamin Renter

Performance objekt

Granitplatte

2018 beantragte Marilyn Elany Boror die Änderung ihres Namens in Marilyn Elany Castillo Novella und ersetzte damit ihren indigenen Nachnamen durch den Namen von zwei der reichsten Familien Guatemalas. Dieser Akt war das Ergebnis ihrer Recherchen über die soziale Praxis der Namensänderung in Guatemala: Menschen mit indigenen Nachnamen ändern diese oft, wenn sie in große Städte ziehen, insbesondere in die Hauptstadt. Diese Praxis sei eine „Tarnung“, um Diskriminierung und Rassismus zu entgehen. Borors Namensänderung ging viral und war Gegenstand von Kontroversen in sozialen Netzwerken. Die Granitplatte, in die ihre Namensänderung eingraviert ist und die auf dem Boden liegt, ist wie ein Grabstein oder eine Gedenktafel, die die Erinnerung an ihren indigenen Nachnamen an einem Ort der Trauer lebendig hält. [Adaptiert von „This might be a place for hummingbirds“: Galerie im Körnerpark, Berlin, 16.11.19–05.02.20.] 

* Am 15. Mai wird das Kollektiv VOCES de Guatemala in Berlin die Platte in einer Prozession zwischen der nGbK und einem kollektiven Friedhof und Gemüsegarten, den das Kollektiv in Berlin-Neukölln pflegt, tragen.

Marilyn Boror Bor, Guatemala, 1984

Lebt und arbeitet in Guatemala. Die aus San Juan Sacatepequez in Guatemala stammende Maya-Kaqchikel-Künstlerin arbeitet in verschiedenen Medien wie Fotografie, Malerei, Druckgrafik, Installation und Performance. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Galerie im körnerpark Berlin, der Whitebox München, der Sur Gallery in Toronto, Kanada, der Galeria Muy in Mexiko, dem Museo Nacional de Arte Moderno Carlos Mérida in Guatemala, dem Museo Ixchel in Guatemala und dem Museum of Contemporary Art Santa Barbara in Kalifornien gezeigt; Instituto de las Artes de la Imagen y el Espacio Venezuela; Centro Cultural de España de Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica, Centro Cultural Municipal AAI, Guatemala; Museo de Arte Contemporáneo, el Salvador; Museo de Arqueología y Etnología de Guatemala; The 9. 99 Gallery Guatemala; Nuevo Museo de Arte Contemporáneo NUMU, Guatemala unter anderem.

Gewinner des Yaxs-Stipendiums für künstlerische Forschung 2017-2018; ausgewählter Künstler zur Teilnahme an der XIX, XX und XXII Biennale der Kunst Paiz -Trans/visible-, -Ordinario-Extraordinario- und -Perdidos.En Medio.Juntos-, Guatemala 2014 und 2016 und 2021; der Biennale des Südens “Pueblos en resistencia” Caracas, Venezuela und dem Internationalen Festival der Künste FIA, Costa Rica.

Kiosk

2021
Ortsspezifische Installation bei nGbK
Hergestellt aus recyceltem Holz

Der Kiosk, ein installatives Kunstobjekt aus recyceltem Materialien, befindet sich mitten im Ausstellungsraum des museo de la democracia. Das Museum spiegelt sich hier wider. Der Kiosk bietet Güter für unmittelbaren Konsum wie Postkarten, Videos, Bücher, Publikationen an, die sich während der Ausstellungszeit verändern und überlagern.

Kioske sind zentrale Knotenpunkte im urbanen Netz und fungieren als Bezugspunkt für die Erfahrung des Lebens in der Stadt. Hier wird der Kiosk zu einem Punkt der Dislokation in der sozialen und territorialen Ordnung, ein Ort der Neuinterpretation und Aktivierung des öffentlichen und privaten Lebens.

Valeria Fahrenkrog / Asunción, Paraguay, 1980

Valeria Fahrenkrog (Asunción, PA, 1980), bildende Künstlerin und Publizistin. Studium der bildenden Kunst an der Univ. Católica de Chile, Studium der Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln, Masterabschluss Art in Context an der UdK Berlin. Seit 2004 diverse Ausstellungen und Projekte. In 2016 gründete sie zusammen mit Joerg Franzbecker, Erik Göngrich, Heimo Lattner, Katja Reichart, Ines Schaber und Florian Wüst die Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt. Projektbeteiligungen in der nGbK: „Ene Mene Muh und welche Stadt du?“ (2016), „40 Jahre Kunst im Kontext” und „Spielclub Oranienstraße 25” (2019). Sie lebt und arbeitet in Berlin.

http://dreipalmen.com/

Mitkunstzentrale / Berlin (Deutschland)

Die MITKUNSTZENTRALE ist ein Ort der Begegnung, des Austausches, der kollektiv entwickelten Wissensproduktion, der Begriffsschärfung und der Zusammenarbeit an klimasensiblen künstlerischen Objekten und Arbeitsweisen. In einem gemeinschaftlich entwickelten Raum sollen beispielhafte Nutzungen entwickelt werden, die sich zusammen mit Holzwerkstatt, Textil-Showroom, Open-Air-Backofen, Diskurs- und Ausstellungsräumen diverser Initiativen ab sofort im Haus der Statistik befinden und auch für die Zukunft vor Ort bleiben sollen! 

Ein Projekt von Erik Göngrich und Valeria Fahrenkrog 

https://hausderstatistik.org/pioniere/mitkunstzentrale-2/

Decolomania

Arts of the Working Class – Zeitungen, “Decolomania”- #15 Ausgabe; advertorial vom museo de la democracia, 2021

“Arts of the Working Class” ist eine in Berlin gegründete Zeitschrift, die auf der Straße, im Kunstbetrieb und international erhältlich ist. Die Zeitschrift versucht, das Konzept der “Arbeiterklasse” innerhalb der Gesellschaft durch selbstreflexive Aktionen über die prekären Bedingungen in der Kunstwelt neu zu positionieren. Arts of the Working Class fokussiert sich auf Diskurse über zeitgenössische soziale Dynamiken, in verschiedenen Sprachen und aus verschiedenen Regionen der Welt.

Arts of the Working Class / Berlin (Deutschland)

Vom Küstler Paul Sochacki, Kritikerin María Inés Plaza Lazo und Kuratorin Alina Ana Kolar herausgegeben.
Gegründet 2018 in Berlin.

http://artsoftheworkingclass.org/

Exhumiert

Performance-Objekte
Kostüm [Kopie des Uniforms von Simon Bolivar]: Zsuzsi Heim
Perücke [Teil des Make-ups]: Xionora Ovalles
Variable Maße
Aus der Serie »Patria« [Heimat]. Performances in der Stadt. Caracas, Venezuela, 2011-2017.

Das Kostüm wurde nach dem Ölgemälde, das Jean Baptiste Guerin 1842 von Bolivar malte, zwölf Jahre nach Bolivars Tod, auf Bestellung der venezolanischen Regierung zur Feier der Bestattung der Reste Bolivars in Caracas. Der herzförmige rote Teil von Bolivars Uniform ist vielleicht eins der meist benutzten Symbole, um ihn darzustellen, und dient somit als eins der Hauptmerkmale auch in seiner heutigen Ikonographie. Genauso wichtige merkmale sind die Haare und die Koteletten die allgegenwärtig und sofort erkennbar machen die Figur Bolivars.

Simon Bolivar-Museum

2008
Auswahl von Installationsobjekten
Ausgestellt in der »MUSEUMSBAUHÜTTE«. Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin 22.11.08-02.03.09

Ziel der Sammlung ist die Bedeutung der historischen Figur Simon Bolivar für Südamerika in der Vergangenheit und Gegenwart zu analysieren. Das Simon Bolivar Museum möchte diese Entwicklung ausgehend von der historischen Figur über die Glorifizierung ab dem 19. Jh., die anschließende Mystifizierung bis hin zur Banalisierung und damit Loslösung der Person Bolivar vom historischen Kontext sichtbar machen.

Der Künstler präsentierte diese Installation als Teil seiner Forschungsarbeit für den MA Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin (UDK).

Zoltan Kunckel – Caracas, Venezuela, 1975

Zoltan Kunckel ist ein bildender Künstler aus Venezuela. Er studierte Fotografie und Bildhauerei an der Moholy-Nagy Universität, Budapest, und Art in Context an der UdK Berlin. Seine Arbeiten bestehen aus Skulpturen, Video, Installation, Fotografie und Performance; sie reflektieren über nationale und kulturelle Identität, beschäftigen sich mit Migration und der Entstehung von gewalttätigen Machtstrukturen. Er lebt und arbeitet derzeit in Berlin.

http://zoltankunckel.com/ 

 Die wahre Geschichte der Superhelden

Wonderwoman – Maria Luisa Romero aus dem Bundesstaat Puebla.

Arbeitet in einem Waschsalon in Brooklyn New York sie schickt 150 Dollar pro Woche.

2005-2010
Farbfotos
Unterschiedliche Größen

Nach dem 11. September 2001 tauchte der Begriff des “Helden” (héroe) im öffentlichen Bewusstsein auf, als jemand, der sein Leben opfert, um für andere zu arbeiten.  Der mexikanische Gastarbeiter in New York ist ein unbemerkter Held, der unter extremen Bedingungen für einen geringen Lohn arbeitet, der gespart und an seine Familien und Gemeinden in Mexiko zurückgeschickt wird. Die mexikanische Wirtschaft ist von diesen Rücküberweisungen abhängig geworden, während die US-Wirtschaft heute auf diese Arbeiter angewiesen ist. In diesem Projekt wurden 20 mexikanische und lateinamerikanische Einwanderer_innen von Dulce Pinzón in US-amerikanischen und mexikanischen Superheldenkostümen fotografiert. “Die wahre Geschichte der Superhelden” porträtiert die Arbeiter/Superhelden in ihrer Arbeitsumgebung, begleitet von ihrem Namen, ihrer Heimatstadt und dem Geldbetrag, der jede Woche geschickt wird.

Dulce Pinzón. Ciudad de México, 1974

Dulce Pinzón wurde 1974 in Mexiko-Stadt geboren. Sie studierte Publizistik an der Universidad de Las Americas in Puebla Mexiko und Fotografie an der Indiana University in Pennsylvania. Im Jahr 1995 zog sie nach New York, wo sie am International Center of Photography studierte.
Ihre Arbeiten wurden international veröffentlicht und gesammelt. Im Jahr 2001 wurden ihre Fotos für das Cover einer Veröffentlichung von Howard Zinns Buch “A People’s History of the United States” verwendet. 2002 gewann Dulce für ihre Arbeit das prestigeträchtige Jovenes Creadores/FONCA-Stipendium in Mexiko. Im Jahr 2006 gewann sie eine Ehrenvolle Erwähnung im Santa Fe Projektwettbewerb und sie gewann die 12. Ausgabe der mexikanischen Biennale von El Centro de La Imagen. Dulce war 2006 Stipendiatin für Fotografie der New York Foundation for the Arts und 2007 für das Bronx Museum Programm Artist in the Market Place und 2008 Stipendiatin der Ford Foundation.

https://www.dulcepinzon.com/

Social Shirt Project für Menschen mit Schwierigkeiten, die linke von der rechten Seite zu unterscheiden

2018
12 gestickte Hemden
Video, 1:00

Dieses Projekt ist eine Reihe von Videoarbeiten, Objekten, Performance und Kleidungsstücken, die aus der Unfähigkeit des Künstlers entstehen, mit seinem Gefühl der Links-Rechts-Seitigkeit umzugehen. Die Diskussion vermischt sich mit der politischen Sphäre als eine Lesart der aktuellen ideologischen Polarisierung in Brasilien und der Welt. Das mit einer Drohne gefilmte Video zeigt den Künstler, wie er als automatischer und verwirrter Verkehrswächter an einer Kreuzung in São Paulo auftritt und den Autos willkürliche Richtungen angibt. Seine Arbeit hinterfragt das Verhalten des Körpers und des Subjekts, ideologische Manipulationen und verweist auf nihilistische und zynische Horizonte in Politik und Leben.

Victor De La Rocque. Belém do Pará, Brasilien, 1984

Victor de La Rocque (1985, Belém-PA, Brasilien) ist ein vielseitiger Künstler. Er studierte Musik am Carlos-Gomes-Konservatorium, darstellende Kunst an der Bundesuniversität von Pará, ein Grundstudium und einen Abschluss in Bildender Kunst an der Universität von Amazônia und ein Masterstudium in Bildender Kunst an der UNESP. Er hat an Ausstellungen, Festivals und künstlerischen Residenzen in Brasilien und im Ausland teilgenommen. Künstlerische Residenz bei FAAP (São Paulo), Großer Preis der Arte Pará 2008, Ausstellung Chaos and Effect, Against Wild Thought (Itaú Cultural), Performance Arte Brasil (MAM-RJ), Amazonian Video Art (CCA Glasgow), Pororoca: a Amazônia no MAR (Museu de Arte do Rio de Janeiro), Amazônia – Ciclos da modernidade (CCBB-RJ), Amazônia: Lugar da Experiência, hatte seine erste Einzelausstellung im Paço das Artes/MIS (São Paulo), The Performance Arcade (The Papa Museum-New Zealand). Seine Werke sind in den Sammlungen des Kunstmuseums von Rio de Janeiro, MACRS (Porto Alegre-RS), Defibrillator Gallery (Chicago-USA), Museu da Universidade Federal do Pará (Amazoniana Collection), Casa das Onze Janelas (Belém-PA) und Fundação Rômulo Maiorana (Belém-PA).
Er lebt und arbeitet zwischen São Paulo-SP und Belém-PA.

http://cargocollective.com/victordelarocque

Demonstration

Vale do Anhangabaú (17.04 – 18.12 Uhr, 17.4.2016)
Digitaldruck auf Papier
Avenida Paulista (19.37 – 19.57 Uhr, 17.4.2016)
2016
Digitaldruck auf Papier
84 cm x 119 cm

Michael Wesely experimentiert mit Überbelichtungen in analogen fotografischen Langzeitprozessen und fängt Bilder ein, die die Akkumulation von Bewegungen und Prozessen der Stadt zeigen. Die Fotografien im Museum der Demokratie entstanden in São Paulo, Brasilien, am 17. April 2016, als die Abgeordnetenkammer für die Eröffnung eines Impeachment-Verfahrens gegen die ehemalige, 2014 gewählte Präsidentin Dilma Rousseff stimmte. Wesely fotografierte Straßendemonstrationen in Vale do Anhangabaú, wo ein Protest gegen das Amtsenthebungsverfahren stattfand, und auf der Avenida Paulista, wo eine Kundgebung für das Amtsenthebungsverfahren abgehalten wurde. Die Bilder fangen die demokratische Spaltung ein, die Brasilien immer noch plagt, und einen historischen Moment, der Zeit brauchen wird, um verarbeitet zu werden.

Michael Wesely / München, Deutschland, 1963

Michael Wesely (geboren 1963 in München) ist ein deutscher Kunstfotograf, der vor allem für seine Aufnahmen von Städten, Gebäuden, Landschaften und Blumenstillleben bekannt ist, die er mit einer speziellen Ultra-Langzeit-Belichtungstechnik aufgenommen hat. Wesely hat mehrere Preise und Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten, darunter 1995 ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD für die Produktion von Fotografien in den Niederlanden und 1999 ein Stipendium des Freistaats Bayern für Arbeiten in den USA. Im Jahr 2004 wurde er vom Museum of Modern Art in New York beauftragt, ein groß angelegtes Projekt mit dem Titel Open Shutter Project zu realisieren. Er hat an vielen internationalen Biennalen teilgenommen und hatte mehrere Einzelausstellungen weltweit. Geboren 1963 in München, Deutschland, lebt und arbeitet er in Berlin.

https://wesely.org/

VIDEOINSTALLATION

Foto-Kredit: Emanzipieren
Fotograf: Luis Bahamondes – Instagram @luis_bahamondes 
“Luz para la Memoria” Lichtgedenkstätte für die Toten, die während des sozialen Ausbruchs in Chile ums Leben kamen. Hergestellt von Daniela Valenzuela, Juan José Gallegos, Colectivo Anonilux, Oxiluz und Galería CIMA. 

Videoausschnitt einer Überwachungskamera, QR-Code für Livestream, 2019 – Gegenwart.

Eine Überwachungskamera ist in der Galería CIMA platziert und auf den Plaza Italia/“Plaza Dignidad“ (Italien-Platz/“Platz der Würde“) in Santiago de Chile gerichtet. Die Plaza ist Epizentrum der Aufstände und Revolten. Trotz übermäßiger polizeiliche Gewalt und Repression, die sozialen Bewegungen konnten ein Referendum voranbringen, um ein neues Grundgesetz zu verfassen. Dieses würde eventuell den seit 1980 existierenden Gesetzeskorpus ersetzen, welches während General Augusto Pinochets zivil-militärischen Diktatur (1973-1990).

MEILENSTEINE
24 | 10 | 2.019 Am siebten Tag des sozialen Ausbruchs beginnt die CENTINELA-Kamera ihre Übertragungen von der Plaza de la Dignidad über den YouTube-Kanal der Galería CIMA.
25 | 10 | 2.019 Es findet die größte Demonstration in Chile statt, an der mehr als 1,2 Millionen Menschen in Santiago und mehr als 3 Millionen im ganzen Land teilnehmen. Die Parolen zielen darauf ab, die von der Militärdiktatur geerbte Politik zu beenden, die vor 30 Jahren “demokratisch” beendet wurde.
04 | 10 | 2.019 Zwei Polizistinnen werden mitten in einer Demonstration auf der Plaza Dignidad von Molotowcocktails getroffen.
08 | 11 | 2.019 Ein Transparent mit der Aufschrift “Plaza de la Dignidad” wird zum ersten Mal gehisst. Am selben Tag verliert Gustavo Gatica sein Augenlicht, als er von Repressionswerkzeugen der Polizei getroffen wird.
09 | 11 | 2.019 Präsident Sebastián Piñera sagt, er habe Informationen erhalten, die besagen, dass ausländische Regierungen hier interveniert haben.
12 | 11 | 2.019 Das Lichtkollektiv TRIMEX führt eine Laserprojektion auf die Gebäude rund um die Plaza de la Dignidad durch, in Anspielung auf die Zunahme der Opfer von Augentraumata.
21 | 11 | 2.019 Amnesty International veröffentlicht seinen Bericht nach der Beobachtung der Gewalt in der Gegend und stellt fest: “Die vorsätzliche Politik, Demonstranten zu schaden, deutet auf die Verantwortung des Befehlshabers hin”.
25 | 11 | 2.019 Nach einer Notfallsitzung einigen sich die politischen Parteien auf die Einberufung eines Referendums über die Ausarbeitung einer neuen Verfassung und unterzeichnen das “Abkommen für den Frieden”. Am gleichen Tag bekräftigt der Gesundheitsminister Jaime Mañalich, dass “unser Gesundheitssystem eines der besten und effizientesten auf dem Planeten ist”.
26 | 11 | 2.019  Fabiola Campillay wird in den frühen Morgenstunden von der Polizei erblindet. Zusammen mit Gustavo Gatica werden sie zu Ikonen der Menschenrechtsverletzungen.
27 | 11 | 2.019 Mauricio Fredes erleidet einen tödlichen Stromschlag, als er in eine elektrifizierte Grube fällt, während mitten in einer Demonstration in der Dignidad-Alameda-Achse polizeiliche Repression ausgeübt wird. Am selben Tag brennt das Kulturzentrum “Cine Arte Alameda” nieder.
29 | 11 | 2.019 Das feministische Kollektiv LAS TESIS führt die Intervention “Der Vergewaltiger auf deinem Weg” auf, eine Performance, die von Frauen auf der ganzen Welt repliziert wurde.
06 | 12 | 2.019 Das von Daniela Valenzuela und Anonilux gebildete Lichtkollektiv führt die Intervention “Lichter für die Erinnerung” als Tribut an die 27 Menschen auf, die durch die Repressionsmaßnahmen des Staates ihr Leben verloren haben.
11 | 12 | 2.019 Die Verfassungsklage gegen den Innenminister, Andrés Chadwick, wird angenommen.
01 | 01 | 2020 Die Menschen in Chile versammeln sich auf der Plaza de la Dignidad, um das neue Jahr zu feiern, als Zeichen des Optimismus angesichts des stattfindenden Reformprozesses. Von der Galería CIMA aus werden Beleuchtungen auf die Plaza projiziert und gemeinsam mit den Kollektiven Daniela Valenzuela/Anonilux und Delight Lab Interventionen durchgeführt.
28 | 02 | 2020 Das Violeta Parra Museum brennt während der Demonstrationen auf der Plaza de la Dignidad nieder.
08 | 03 | 2020 Die Versammlung von mehr als zwei Millionen Frauen auf der Plaza de la Dignidad wird  zu einer weltweiten Referenz für den feministischen Kampf.
21 | 03 | 2020 Der Gesundheitsminister Jaime Mañalich spricht seinen berühmten Satz in Bezug auf die Covid-19-Pandemie aus: “Was passiert, wenn das Virus mutiert und ein guter Mensch wird?”.
03 | 04 | 2020  Präsident Sebastián Piñera schlendert über die Plaza de la Dignidad, während Santiago unter einem strengen Lockdown steht.
18 | 05 | 2020  Das Lichtkollektiv Delight Lab projiziert das Wort “Hunger” auf den Telefonica-Turm in Santiago, in Anspielung auf die solidarischen Suppenküchen, die sich spontan in gefährdeten Gebieten der Stadt gebildet haben.
24 | 06 | 2020 Tag der Indigene Völker, ein Thema, das aufgrund der seit der Kolonialisierung andauernden Territorialkonflikte immer wieder in der nationalen Kontingenz angesprochen wird.
25 | 06 | 2020 Santiago steht unter Quarantäne.
25 | 10 | 2020 Das nationale Referendum ergibt mit großer Mehrheit die Ausarbeitung einer neuen Verfassung unter der Leitung eines Verfassungskonvents, der sich aus demokratisch gewählten Mitgliedern zusammensetzt. Die Plaza de la Dignidad wurde wieder zum Zentrum der Feierlichkeiten, und von der Galería CIMA wurde das Wort RENACE (“wird neu geboren)” projiziert, von dem Kollektiv Delight Lab.
02 | 11 | 2020 Die Ministerin für Kultur, Kunst und Denkmalschutz, Consuelo Valdés, bekräftigt, dass “ein Peso, der in die Kultur gesteckt wird, wird nicht in ein anderes Programm oder Bedürfnis der Bürger gesteckt”.

TEAM
Idee und Produktion: Trinidad Lopetegui, Daniel Aguayo Mozó
Audiovisuelle Dokumentation: Sebastián Rojas
Schnitt, Montage und Postproduktion: Harold Illanes

Galería CIMA / Santiago de Chile (Chile)

Wir sind ein kultureller Raum, der sich auf der Plaza Dignidad befindet. Nach dem sozialen Ausbruch, der zur Lähmung all unserer Aktivitäten führte, haben wir eine Kamera installiert, die ununterbrochen das Geschehen auf dem Platz überträgt und sich als wahrheitsgetreue und unparteiische Berichterstattung über die Demonstrationen konsolidiert, wo mehrere Meilensteine aufgezeichnet wurden, wie der historische Marsch vom 25. Oktober, Neujahr 2020 und 8M.

Team: Trinidad Lopetegui, Daniel Aguayo Mozó, Sebastián Rojas, Harold Illanes

Galería CIMA
Merced 22, of 1101
Santiago de Chile
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Trauerakt

Plaza de Bolivar, Bogotá. 2007
24,000 Kerzen [ca.], © die Künstlerin

Am 3. Juli 2007 wurden auf der Plaza de Bolívar in Bogotá fast 24.000 Kerzen angezündet als Reaktion auf die Ermordung der Abgeordneten aus dem Valle del Cauca, die am 12. April 2002 von den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) entführt und als Geiseln genommen wurden. Im Verlauf von sechs Stunden wurden die Kerzen langsam und bewusst in einem gitterartigen Muster auf dem Hauptplatz platziert. Salcedo stellte fest, dass aufgrund der politischen Situation Kolumbiens – die sich seit Beginn des Bürgerkriegs in den 1960er Jahren hinzieht – und der Menge an Massakern und Verschwindenlassen während dieser Zeit, es als Nation entmenschlicht wurde und nicht mehr in der Lage ist zu reagieren. “Acción de duelo” (Trauerakt) will zeigen, wie man trauern kann.

Doris Salcedo. Bogotá, Kolumbien, 1958

Bildende Künstlerin und Bildhauerin. Sie entwickelt ein Werk des Widerstands, das auf den Erfahrungen und Zeugnissen des bewaffneten Konflikts in ihrem Land basiert. Ihre Vorschläge reflektieren Situationen von Verlust, Trauma und Schmerz und versuchen, die Erinnerung an die Opfer wiederherzustellen. Sie arbeitet mit Alltagsgegenständen wie Möbeln, die aus zerstörten Häusern geborgen wurden, Kleidung der Verschwundenen und Elementen wie Rosen und Kerzen. Einzelausstellungen u. a. im Palacio de Cristal, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2017); Nasher Sculpture Center, Dallas, Texas (2016); Museum of Contemporary Art Chicago, Tournee zum Solomon R. Guggenheim Museum, New York und Pérez Art Museum, Miami (2015-16); Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Japan (2014). Ausgezeichnet mit einem Guggenheim-Stipendium, dem Velázquez Visual Arts Award und dem Hiroshima Art Prize, neben anderen wichtigen Nominierungen. Lebt und arbeitet in Bogotá, Kolumbien.