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Online: Lesekreis und Gespräch mit Julia Mensch

»Spiritistische Relektüre-Sitzung: Galeano, ein halbes Jahrhundert«

Wann: Mittwoch 19.Mai 2021, 19Uhr – 20:30Uhr
Wo: Online via Zoom – Mit Anmeldung unter anmeldung@ngbk.de

Julia Mensch

Das Buch »Die offenen Adern Lateinamerikas«, 1971 von dem uruguayischen Schriftsteller Eduardo Galeano veröffentlicht, ist eine Chronik der ständigen Plünderung der natürlichen Ressourcen der lateinamerikanischen Region seit der spanischen Eroberung durch die Kolonialreiche zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert: Die imperialistischen Staaten und das Vereinigte Königreich sowie die Vereinigten Staaten ab dem 19. Jahrhundert.

Von vielen Intellektuellen als die ›lateinamerikanische Bibel‹ angesehen, geriet dieses Werk ins Visier der Militärdiktaturen und bedeutete für Galeano Gefängnis und Exil. Gleichzeitig traf sie den Nerv der kritischen Jugend jener Zeit im Kontext der zivil-militärischen Pputsche, die in den 1960er und 1970er Jahren in fast allen lateinamerikanischen Ländern begannen.

Das museo de la democracia lädt die argentinische Künstlerin Julia Mensch (Buenos Aires, 1980) ein, die »Offenen Adern« wieder aufzugreifen, die sich auf visionäre und fast ahnungsvolle Weise aktuellen gesellschaftspolitischen Themen des lateinamerikanischen Kontextes nähern: Themen, die Julia Mensch aus ihrer künstlerischen Praxis und aus ihrer Familienbiografie heraus untersucht, verflochten mit der Geschichte der kommunistischen Partei in Argentinien.

Das vorherrschende neoextraktivistische Modell (Fracking, Mega-Bergbau, Gentechnik-Monokultur) schreibt ein neues Kapitel in der Kolonialgeschichte Lateinamerikas, ein Kapitel, das Galeano in »Die offenen Adern« nicht zu schreiben bekam: Wo mehr als 500 Jahre nach der Eroberung Amerikas weiterhin die Natur ausgebeutet wird und die Region weiterhin eine Opferzone der vermeintlichen kapitalistischen Entwicklung ist.

Julia Mensch AR/CH Buenos Aires, 1980
Lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland

Sie studierte an der Nationalen Kunstuniversität in Buenos Aires und in der Klasse von Hito Steyerl an der UdK, Berlin. Sie entwickelt ihre Praxis auf der Basis von Langzeitrecherchen, der Lektüre von Fiktion und Theorie, dem Besuch von Archiven und Territorien und dem Führen von Interviews. Ihre Arbeit ist eine Kreuzung aus Text, Zeichnung, Installation, öffentlichen Veranstaltungen, Fotografie, Video und Lecture Performance – aus der heraus sie kollektive Dialoge über politische und soziale Kontexte und Zukunftsszenarien eröffnet. Ihre Praxis befasst sich mit der Geschichte des Sozialismus und Kommunismus sowie mit umwelt- und gesellschaftspolitischen Konflikten in Lateinamerika mit dem Fokus auf den Zustand des Kontinents als Exporteur der Natur seit der spanischen Eroberung.

Mensch erhielt Stipendien vom Berliner Senat/DE, Amt für Kultur Appenzell Ausserrhoden/CH, Schlesinger Stiftung/CH, Sulzberg Stiftung/CH, DAAD, Robert Bosch Stiftung/DE, National Art Found/AR, etc. Sie nahm an mehreren Residenzprogrammen und internationalen Ausstellungen teil, wie Soil is an Inscribed Body, Savvy Contemporary, Berlin (2019), 21st Contemporary Art Biennial Sesc_Videobrasil, São Paulo (2019), Ohne Titel, Kunstmuseum Appenzell (2019), Museum Bienal de la Imagen en Movimiento, Buenos Aires (2018), Naturaleza Salvaje, Bienal Sur, CNB Contemporánea, Buenos Aires (2017), On off shore, Museum für Fotografie, Berlin (2016). Und zu ihren Einzelausstellungen gehören La vida en rojo, Kunstraum Baden, Schweiz (2019), La vida en rojo, EAC, Montevideo (2018), La vida en rojo, CCR, Buenos Aires (2016), 1973, Galerie im Turm, Berlin (2014), Salashi, Pyecka Galery, Kosice/SK (2013).

www.julia-mensch.blogspot.com